Geschichte

Die Ideale der griechisch klassischen Kultur begeisterten die Menschen Europas, als sie unter den Folgen der Industrialisierung des späten 19. Jahrhunderts litten. In den armen, kinderreichen Familien war die Not gross: Tuberkulose, Rachitis und der Alkoholismus führten zu einer Degeneration der Kinder von Geburt an. Unhaltbare soziale Zustände und unmenschliche Arbeitsbedingen forderten den Willen zur Veränderung heraus. Ärzte, Pädagogen und Politiker schlugen Alarm. Das Lichtgebet wurde zur Ikone der Lebensreformbewegung.

 

Eine kurze Geschichte von Thielle, "die neuen zeit"

Werner Zimmermann (1893-1982) forschte unermüdlich nach Möglichkeiten, das Leben zu verbessern und sinnvoller zu gestalten. Als Wandervogel und Verkünder zog er durch die Welt und brachte verschiedene Ideale der Lebensreform zusammen. Er gründete mit Elsi und Edi Fankhauser einen konkreten Ort der Verwirklichung. Als Begründer des Schweizer Lichtbundes von 1927 konnten sie das Lichthaus auf dem Zentralgelände der ONS (Organisation der Naturisten) in Zihlbrücke-Thielle/Schweiz am 19.9.1937 einweihen. Die Stiftung die-neue-zeit, wurde von ihnen 1961 für die Erhaltung des Geländes und der Ideale gegründet. Ihr Vermächtnis umfasst vier Befreiungen:

  1. Befreiung vom Zwang, Tiere zum Verzehr töten zu müssen (Vegetarismus)
  2. Befreiung aus der Abhängigkeit von Genussgiften (Abstinenz von Tabak, Alkohol und Drogen)
  3. Befreiung vom Kleiderzwang (Freikörperkultur)
  4. Befreiung aus der Zinsknechtschaft, dem leistungslosen Kapitalertrag und der Profitorientierung (Freiwirtschaft)

Ausführlichere Angaben findet man hier:

Chronologie von Gelände und Stiftung «die neue zeit», 2 Seiten

Biografie Werner Zimmermann, 2 Seiten
Die Wirkfelder von Werner Zimmermann, 1 Seite
Biografie Edi Fankhauser, 2 Seiten
Biografie Elsi Fankhauser-Waldkirch, 2 Seiten
Biografie Christine Fankhauser, 2 Seiten

 

Lebensreform & Naturismus

In der Zeit zunehmender Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es Bestrebungen, die eine Erneuerung der gesamten Lebensweise forderten. Neben den politischen Lösungsvorschlägen kämpften die Pioniere des Naturismus für eine Kombination aus Kleiderreform, Vegetarismus (Dr. Max Bircher-Benner, 1867-1939), Licht- und Luftbäder, Nacktheit, Gymnastik, Turnen und Sport, Abstinenz, sowie für die Freiwirtschaft (Silvio Gesell, 1862-1930). In der Schweiz gehörten der Naturheilkundler Arnold Rikli (1823-1906) und August Rollier (1874-1954) zur Avantgarde. In Riklis Heilanstalt trafen sich die Gründer des Monte Verità (Ascona). Die Berliner Wandervogelbewegung und die Jugendbewegung in Deutschland übernahmen die Nacktheit in ihre Jugendkultur. Die Reformpädagogik war im ganzen deutschsprachigen Raum aktuell. Die Zeit zwischen den Weltkriegen splitterte dann die gut vernetzte Aufbruchbewegung in unterschiedlichste Richtungen auf. Der Nationalsozialismus und der zweite Weltkrieg zerstörten fast alles vom vielversprechenden Aufbruch. In der kriegsverschonten Schweiz konnten sich die Traditionen jedoch fast ungebrochen fortsetzen.

Das Erscheinen von Naturisten-Magazinen ist ein Markstein in der Geschichte des Naturismus. Durch die Verbreitung dieser Zeitschriften gab es so etwas wie einen Zusammenschluss derjenigen, die an einer neuen Kultur, an einem neuen Lebensgefühl und an einer neuen Ethik interessiert waren.

Eine ausführliche, wissenschaftliche Geschichte des Naturismus findet man hier, 21 Seiten

 

Verein ONS

Die Verkünder einer neuen Zeit wirkten zunächst nur im engsten Freundes- und Familienkreis. Sie setzten dort ihre Gedanken in die Tat um. Bald wurden in Europa verschiedene Nacktkultur-Vereine gegründet. In jener Zeit einigte man sich auf die Grundsätze der Freikörperkultur. Neben der Gesundheit und der Bildung standen ethische Ideale wie Freiheit, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit im Vordergrund. Die Schönheit und das Lebensgefühl der nackten Freiheit bei Sport und Spiel in der intakten Natur begeisterten die Menschen.

Eduard Fankhauser gründete 1927 mit Gleichgesinnten den «Schweizer Lichtbund», die heutige «ONS – Organisation von Naturisten in der Schweiz».

Eine kurze Geschichte der ONS auf drei Seiten gibt es hier

Eine ausführliche, bilderreiche Zusammenfassung der ONS-Geschichte, verfasst und illustriert von Peter F. Kopp für die Jubiläumsnummer der Zeitschrift «die neue zeit» 2002 (heute ONS Revue),
findet man hier, 13 Seiten

 

 

Gelände Thielle

Um 1919 entstand unter der Leitung des Hamburger Arztes Knud Ahlborn das sogenannte Freideutsche Jugendlager als Volkshochschule in Klappholttal auf Sylt und damit auch der erste Nacktbadestrand Europas.

Das erste Nacktbadegelände in der Schweiz entstand unter der Leitung von Edi Fankhauser 1930 in Mörigen am Bielersee. Damals zählte der «Lichtbund» bereits 800 Mitglieder. 1936 konnten Edi und Elsi Fankhauser unter grossen finanziellen Opfern das heutige Gelände in Thielle erwerben. Es bekam den Namen «die neue zeit». Was klein begann, wurde zu dem heutigen fast 8 Hektaren grossen Gelände mit Campingplatz, Zimmern & Studios, Seebad, Hafenanlage, vegetarischem Restaurant, Bioladen, Sport- & Spielplätzen, Sauna und umfangreichem Kultur- & Sportangebot.

 

 

Stiftung – die neue zeit

Die «Stiftung die neue zeit – für gesunde Freizeitgestaltung» wurde 1961 gegründet, um das Gelände in Thielle im Sinne der Lebensreformer und Naturisten zu bewahren und zu entwickeln.

Aus der Stiftungsurkunde:

«Die Stiftung bezweckt die Schaffung und Erhaltung geeigneter Voraussetzungen für eine gesunde Freizeitgestaltung im Sinne der Lebensreform.» Sie soll so verwaltet werden, dass sie für alle Zeiten umfassenden Lebensreformern und solchen, die danach streben, eine Erholungsstätte gesunden, friedlichen Lebens bietet. Nikotin, Alkohol und Fleisch aller Art sind strikte zu meiden.
(Link zu https://www.die-neue-zeit.ch/traegerschaft/stiftung-die-neue-zeit/zweck-leitbild/)